Nachhaltig mit Schwarmintelligenz

Unternehmen, die sich für die Zukunft aufstellen, kommen am Thema Nachhaltigkeit nicht mehr vorbei. Ein komplexes Thema, das leider viel zu oft isoliert betrachtet wird und sich rein auf die ökologischen Aspekte im Umgang mit Ressourcen konzentriert.

Nachhaltigkeit konsequent weiter gedacht, eröffnet Unternehmen die Chance, andere brisante Problem auf dem Arbeitsmarkt gleichfalls zu lösen, wie Fachkräftemangel, Mitarbeitermotivation, Kompetenzvakuum, etc. Wie’s geht, dafür hält die Natur schon eine Blaupause bereit und steht Führungskräften mit einem seit Millionen Jahren erprobten Wachstumskonzept Pate. Führen innovative Chef*innen einen nachhaltigen Betrieb als Rudelführer oder mit Schwarmintelligenz? Das ist die entscheidende Frage, die sowohl in den Chefetagen als auch bei den Bildungsträgern mit entsprechenden Lernangeboten beantwortet werden muss.

Beim Rudel ist die Chefposition eindeutig besetzt: der Schönste, Schlauste, Älteste, Stärkste. Eine charakteristische Eigenschaft wird meist von der Gruppe als Alleinstellungsmerkmal akzeptiert. Der Chef gibt den Ton an und geht voraus. Alle anderen ordnen sich unter – zumindest so lange, bis der Rudelführer in Frage gestellt und herausgefordert wird, seine Position zu verteidigen.
Ganz anders ein weiterer, natürlicher Führungsstil. Schwarmintelligenz, auch bekannt als „Kollektive Intelligenz“ oder „Swarms Intelligence“, bezieht sich auf die Fähigkeit einer Gruppe von Individuen, zusammenzuarbeiten und Entscheidungen zu treffen, um gemeinsame Ziele zu erreichen. In Unternehmen kann Schwarmintelligenz genutzt werden, um Probleme zu lösen, neue Ideen zu generieren und schnellere Entscheidungen zu treffen. Dies kann dazu beitragen, die Effizienz und Innovationsfähigkeit eines Unternehmens zu verbessern. Ein Beispiel für die Anwendung von Schwarmintelligenz in Unternehmen ist das Crowdsourcing, bei dem Unternehmen die Meinungen und Ideen vieler Menschen einholen, um Probleme zu lösen oder neue Produkte zu entwickeln.

Wer führt im Schwarm? 
Wir alle kennen die Vogelschwärme am Himmel. Mal bewegen sich die Vögel dicht zusammen, mal weit voneinander entfernt. Plötzlich ändern sie kollektiv ihre Richtung? Wer oder was gibt ihnen dafür ein Zeichen, wer koordiniert ihre Bewegung, die vielmehr an ein Himmelsballett erinnert als an eine kollektiven Beutejagd?

Schwarmforscher haben herausgefunden: Jeder Vogel im Schwarm hat zugleich sieben Vögel im nächsten Umkreis im Blick. Ändert ein Vogel seine Richtung, zieht der nächste nach. So ist eine kollektive Bewegungsänderung möglich, weil alle aufeinander achten. Eine strategisch günstige Formierung wäre demnach, die hellen und klugen Köpfchen außen fliegen zu lassen. Am Rand des Schwarms ist die beste Position, das Umfeld, den Markt, die Wettbewerber zu überblicken. Derjenige, der einen Raubvogel entdeckt, schützt durch seinen Richtungswechsel den ganzen Schwarm. Genauso sichert der Vogel das Überleben aller, der den Schwarm zur Futterquelle führt. Damit das funktioniert, braucht es eine übergeordnete Vision, die der Schwarm gemeinsam verfolgt. Überleben, Arterhaltung, Fortpflanzung ist der gemeinsame Sinn, der den Schwarm vereint. Alles, was diesem Sinn dient, wird gefördert – alles andere wird bekämpft.

Merkmale von Schwarmverhalten
Übertragen wir Schwarmintelligenz auf Unternehmen – wie wirkt sich das auf die Organisationsstruktur aus? 

Ein Schwarm ist hierarchisch flach angeordnet, ähnlich dem holokratischen Modell, und zeigt folgende Merkmale: 
SINN. Allen ist klar, warum sie arbeiten.
TEAMGEIST. Es braucht keinen einzelnen Rudelführer mehr, sondern es gibt viele Schwärmer.
BEGEISTERUNG. Jeder im Schwarm ist ein Schwärmer, schwärmt aus und schwärmt für die Sache. 
VERANTWORTUNG. Die Mitarbeitenden haben eine hohe Eigenverantwortung und arbeiten flexibel und selbst regulierend im Sinne des Unternehmens. 
WERTSCHÄTZUNG. Macht- und Ohnmacht-Spielchen müssen überwunden sein, sonst funktioniert es nicht!
MITEINANDER. Das WIR steht bei der Schwarmintelligenz im Mittelpunkt und die Mitarbeitenden orientieren sich am Gemeinwohl. 
KOMMUNIKATION. Statt reinem Informationsaustausch werden die Bedürfnisse aller emphatisch wahrgenommen und fließen in die Lösungsfindung mit ein.

Nachhaltige Unternehmen leisten einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft, weil sie den Fortbestand des Unternehmens sichern und damit die Versorgung ihrer Mitarbeitenden. Nicht nur Führungskräfte brauchen Mut und strategische Finesse, sondern alle Mitarbeitende sollten für die neuen Herausforderungen im Berufsalltag vorbereitet sein. Ein afrikanisches Sprichwort sagt: „Wer schnell gehen will, der geht allein. Wer weit kommen will, suche sich einen Partner.“ In diesem Sinne: lassen Sie sich begleiten! Die Bildungsträger des beruflichen Netzwerks Fortbildung sind Ihnen gute Weggefährten auf ihrem Weg in eine nachhaltige Zukunft.

Autorin: Stefanie Aufleger